Pervolarides

Aus einer Initiative von Erwerbslosen, die in der Nähe von Thessaloniki auf verlassenen Grundstücken Oliven erntet, und daraus Öl herstellt, entstanden „Die Gärtner“, auf griechisch: Pervolarides. Es ist eine von unzähligen Basisinitiativen in Griechenland, in denen sich Menschen zusammen finden, denen eine entwürdigende Sparpolitik immer mehr Lebensgrundlagen entzieht, und die mit ihrem autonomen gemeinschaftlichen Handeln versuchen, dem Leiden etwas entgegen zu setzen. Neben der materiellen Not ist auch die Perspektivlosigkeit und Untätigkeit ein schleichendes Gift. Daher versucht Pervolarides einen Rahmen zu geben, in dem sich Ausgegrenzte engagieren und ihr Leben gemeinsam mit anderen selbst gestalten können.
Aufbau einer Imkerei-Kooperative mit Unterstützung durch SoliOli
Neben vielen Selbsthilfeaktivitäten begann Pervolarides im Frühjahr 2017 mit dem Aufbau einer Imkerei-Kooperative. Mit der finanziellen Unterstützung durch SoliOli konnten sieben Bienenkörbe angeschafft werden, sowie die erste Population von Bienen. Ein befreundeter Imker gab ihnen vier weitere Körbe mit Bienen. Erfahrene ImkerInnen halfen mit Wissen und Unterstützung beim Transport der Bienkörbe. Bisher beteiligen sich etwa zehn Personen mehr oder weniger intensiv, das Kernteam des Imkerei-Projekts besteht aus dem Gründer Filippos, Olga und Mohamed, der aus dem Iran geflüchtet ist.
Schon seit einigen Jahren versorgt Pervolarides etwa 50 Familien mit Obst und Gemüse, das sie von einem Großmarkt abholen können. Von Fischern bekommen sie den Fang, der unverkäuflich, aber noch gut essbar ist. Sie kochen gemeinsam Tomatensauce ein oder stellen Marmelade her. Das gemeinsame Tun beugt depressivem Rückzug vor und leistet einen Beitrag zur Selbstversorgung. Was die Beteiligten nicht für sich benötigen, geben sie Flüchtlingen, die in Lagern außerhalb der Stadt leben müssen. Mitunter gelingt es auch, Geflüchtete in die Selbsthilfe-Aktivitäten einzubeziehen. Auch die selbstverwaltete Fabrik Vio.Me bekommt Fisch von Pervolarides. Im Tausch dafür erhält die Initiative Seife und Reinigungsmittel. So versuchen sie nach und nach, immer mehr direkte, geldfreie Austauschbeziehungen aufzubauen. Für die Verteilung der Lebensmittel, für die Produktion und zur Aufbewahrung ihrer Gerätschaften hat die Gruppe einen Keller angemietet. Die Miete wird aus Spenden bezahlt.
Nicht Charity, sondern Solidarität
Im September 2016 war Filippos im Rahmen der Wandelwoche in Berlin, und sprach auf einer Veranstaltung der SoliOli-Kampagne in den Prinzessinnengärten. Seitdem gibt es einen regen Austausch zwischen Berlin und Thessaloniki. Die finanzielle Unterstützung folgt nicht der klassischen Charity-Struktur, in der die Positionen von Gebenden und Nehmenden festgeschrieben werden, sondern ist auch Ausdruck der gemeinsamen Ablehnung einer Griechenland aufgezwungenen Sparpolitik, die wesentlich von der deutschen Bundesregierung verantwortet wird. Dem setzen Pervolarides und die SoliOli-Kampagne ihr solidarisches Handeln entgegen.

Mehr erfahren: Fisch, Oliven und mehr – Beitrag von Elisabeth Voß in CONTRASTE – Monatszeitung für Selbstorgansiation, Februar 2017.